Begegnungsstätte Silberwald

Donnerstag, 12. Mai 2022

Berufsanerkennung für Anästhesieassistenten aus Syrien

ATA Mohammad Alsawaf kann nach IQ Berufsanerkennungs-
unterstützung seinen erlernten Beruf in Brandenburg ausüben. 
Das von KONTAKT Eberswalde getragene Projekt im brandenburgischen Landesnetzwerk Integration durch Qualifizierung, die IQ Servicestelle berufliche Qualifizierung unterstützt Menschen aus dem Ausland individuell bei der Anerkennung in den reglementierten Berufen. Dazu zählen Pflegefachberufe, medizinisch-technische Assistenzberufe etwa für Anästhesie, Labor, Pharmazie oder Radiologie sowie akademische Heilberufe (Medizin und Pharmazie). 

Unterstützungsinstrumente sind etwa ein fachsprachliches Training oder die individuelle Qualifizierungsbegleitung, so die Abstimmung passgenauer Anpassungsqualifizierungen, auch die Finanzierung durch das Projekt-Budget. Zudem gibt es eine sogenannte Individualförderung - im Flächenland Brandenburg müssen Teilnehmende häufig lange Fahrten zurücklegen, um an Maßnahmen teilnehmen zu können. Fachsprachliches Training: „Oft bietet das für die Berufsanerkennung erforderliche Sprachniveau nur eine Kommunikationsgrundlage, doch im Arbeitsalltag und der Kenntnisprüfung braucht es präzise Fachbegriffe, eine deutliche und nachvollziehbare Verständigung unter Expert*innen. Somit ist neben der fachlichen Qualifizierung die Fachsprache inzwischen ein wichtiger zusätzlicher Faktor, mit dem wir die Bestehensquoten verbessern und Abbrüche von Qualifizierungen vermeiden können“, erläutert Projektleiterin Anne Dann.

„Bei uns laufen die Fäden zusammen“, fasst Anne Dann das Selbstverständnis ihrer Arbeit zusammen. „Unsere Aufgabe im Land Brandenburg ist ein Schnittstellenmanagement für unsere Zielgruppe, wir sensibilisieren zugleich Bildungsträger und Institutionen für das Thema Anerkennung.“ Gerade in den reglementierten Berufen sind die Anerkennungsuchenden auf Ausgleichsmaßnahmen angewiesen, da ihnen sonst ein ausbildungsadäquater Weg in den Arbeitsmarkt verschlossen bleibt.

Besonderes Engagement brauchte es etwa im Falle der ersten Berufsanerkennung eines Anästhesietechnischen Assistenten (ATA) aus dem Ausland in Begleitung durch die IQ Servicestelle. Mohammad Eyad Alsawafs (30) syrische Ausbildung als Anästhesieassistent erkannte die Deutsche Krankenhausgesellschaft teilweise an, stellte ihm mit einem sogenannten Defizitbescheid die volle Berufsanerkennung nach umfangreicher Ausgleichsmaßnahme in Aussicht.

Folglich kontaktierte die IQ Servicestelle den in Brandenburg zugelassenen Bildungsträger und stimmte einen Anpassungslehrgang ab. Viele Faktoren galt es unter einen Hut zu bringen. Gut 500 Stunden theoretischer Ausbildung und knapp 2000 Stunden praktischer Ausbildung waren nachzuarbeiten, um den deutschen Berufsanforderungen zu entsprechen. Für eine Maßnahme, die insgesamt 15 Monate dauert, braucht es zudem einen zugelassenen Arbeitgeber für das Lernen in der Praxis. Zudem wünschte sich der junge Vater einen Arbeitsplatz nahe seinem Wohnort Frankfurt (Oder). Zu guter Letzt konnte ein Anpassungslehrgang in Potsdam organisiert werden, gute zwei Fahrstunden von seiner Familie entfernt. Für den umfangreichen Praxisanteil wurde ihm eine Anstellung als Hilfskraft angeboten. „Einem so komplexen Abstimmungsprozess treten wir mit unserem Selbstanspruch als Migrant*innenorganisation gegenüber: Wir finden einen Weg, im erlernten Beruf in Brandenburg  anzukommen. So können wir auch im Flächenland Brandenburg helfen, Maßnahmen umzusetzen. Auch gegen strukturelle Widerstände“, sagt Anne Dann. „Schließlich sehen wir unsere Arbeit auch belohnt. Im Fall der ATA-Anpassung sind inzwischen weitere Anerkennungssuchende in eine Maßnahme zur Berufsanerkennung gestartet. Das Interesse besteht nun sowohl seitens ausländischer Fachkräfte als auch Arbeitgebender. Aktuell deutet sich eher ein Engpass an der Qualifizierungsplätzen an“, berichtet die Projektleiterin.

Kursförmige Angebote gibt es für Berufsanpassungen von Anästhesietechnischen Assistent*innen noch nicht. In anderen Bereichen konnte das Teilprojekt IQ Servicestelle solche Angebote im Rahmen des IQ Netzwerkes Brandenburg in Zusammenarbeit mit der Landeskoordinierung anschieben. So beteiligen sich aktuell bereits drei Bildungsträger im IQ Netzwerk Brandenburg mit Qualifizierungsangeboten in den reglementierten Berufen: mit Angeboten für Physiotherapeut*innen, Erzieher*innen und Mediziner*innen.


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